Pressemitteilung „Bürger für Glückstadt“ Fritz Lau: Differenzierte Erinnerung statt Tilgung – BFG plädiert für Kontextualisierung statt Aberkennung
Im Zuge der aktuellen Debatte um die historische Rolle des plattdeutschen Schriftstellers Fritz Lau während der Zeit des Nationalsozialismus spricht sich die BFG klar für den Erhalt der nach Lau benannten Ehrungen aus – das betrifft sowohl die Ehrenbürgerschaft als auch die Benennung des Fritz-Lau-Platzes.
„Fritz Lau war ein bedeutender Chronist des Lebens einfacher Menschen in unserer Region. Sein Werk hat Glückstadt weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht – gerade auch durch die Pflege der plattdeutschen Sprache, die bis heute kulturelle Identität stiftet“, betont Dr. Siegfried Hansen, Fraktionsvorsitzender der BFG.
Die BFG nimmt die neu veröffentlichten historischen Erkenntnisse zur NS-Vergangenheit Fritz Laus sehr ernst. Sie zeigen: Lau war Mitglied der NSDAP, trat als „förderndes Mitglied der SS“ auf und unterstützte das NS-Regime mit publizistischen Beiträgen. Gleichzeitig lassen sich weder aktive Verstrickungen in NS-Verbrechen noch antisemitische Hetze nachweisen.
„Wir verharmlosen nichts. Aber wir sind überzeugt, dass Erinnerung differenziert bleiben muss“, so Hansen weiter. „Lau war kein Täter im Sinne der NS-Verbrechen, sondern ein älterer Mann, der sich vermeintlich dem Zeitgeist angepasst hat, um weiter künstlerisch tätig sein zu können. Aus heutiger Sicht enttäuschend, aber eben kein Fall für historische Auslöschung.“
Die BFG plädiert daher für eine kontextualisierte Aufarbeitung, etwa durch Informationstafeln am Fritz-Lau-Platz und im Detlefsen-Museum. „Die Lösung liegt nicht im Tilgen, sondern im Erklären. Wir wollen zeigen, dass unsere Gesellschaft in der Lage ist, mit Brüchen und Widersprüchen umzugehen – gerade in der lokalen Erinnerungskultur“, so Hansen.
Auch die Frage der Ehrenbürgerschaft sei formal längst erledigt: Mit dem Tod des Geehrten im Jahr 1966 ist diese Ehrung rechtlich erloschen. Die symbolische Distanzierung von historischen Personen müsse dem Prinzip der Einzelfallprüfung unterliegen. Die Kriterien aus Hamburg etwa betonen: Eine bloße NSDAP-Mitgliedschaft rechtfertigt keine Umbenennung – vielmehr müssen schwere Verfehlungen vorliegen, die den heutigen demokratischen Werten fundamental widersprechen.
Die BFG setzt sich dafür ein, die bestehende Würdigung Fritz Laus in einen neuen, aufgeklärten Rahmen zu stellen – als Teil einer offenen, geschichtsbewussten Stadtkultur. „Die Stadt Glückstadt darf sich nicht dem reflexhaften Wegducken hingeben. Wir brauchen Mut zur historischen Komplexität – und eine Erinnerungskultur mit Haltung“, so Hansen abschließend.


